Antiklerikalismus

(jl) Antiklerikalismus bezeichnet eine Haltung der mehr oder weniger radikalen Kritik an Erscheinungsbild und Legitimation des Klerus-Standes.

 

Der Antiklerikalismus entwickelte sich vor dem Hintergrund der seit dem 12. Jh. kirchenrechtlich festgeschriebenen Trennung von Klerikern und Laien. Diese durch das Weihe-verwandte Themen Sakrament begründete Trennung manifestierte sich in der ungleichen Stellung von Klerikern und Laien, die in verschiedenen Bereichen während des Spätmittelalters zunehmend zum Gegenstand der Kritik wurde. Vor allem die Kritik an:

 

Steuerfreiheit des Klerus;

Befreiung von Kriegs-, Wehr- und Wachdiensten;

kirchlicher Sondergerichtsbarkeit;

wirtschaftlicher Betätigung in Konkurrenz zum Handwerk;

moralisch-sittlichem Fehlverhalten im Kontrast zum Selbstverständnis des Klerus als Stand der Vollkommenheit;

Pfründenhäufung, Fiskalisierung kirchlicher Dienstleistungen, ausschweifende Lebensführung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Amtspflichten

bildeten den Nährboden des Antiklerikalismus.

Diese Formen der vorreformatorischen Kleruskritik blieben auch in der Reformationszeit präsent, verbanden sich aber mit einer viel grundsätzlicheren Kritik an der generellen theologischen Berechtigung der Trennung von Klerikern und Laien. Unter Bezugnahme auf die reformatorische Vorstellung vom verwandte Themen Priestertum aller Gläubigen wurde nicht mehr nur eine partielle Verbesserung kirchlicher Missstände, sondern die generelle Abschaffung des Kleriker-Standes gefordert.

 

Der Antiklerikalismus bestimmte die Durchsetzung des Reformationsprozesses in Dynamik und Duktus und wirkte durch die gemeinsame Abgrenzung nach außen (gegenüber der römischen Kirche und dem Klerus) identitätsbildend und einheitsstiftend nach innen. Der anfangs noch nicht weiter ausdifferenzierte Antiklerikalismus der frühen Reformationsphase bildete die gemeinsame Front aller reformatorischen Bewegungen und überdeckte zunächst die bald auftretenden Differenzen (Wittenberger Unruhen, verwandte Themen Bauernkrieg) innerhalb der reformatorischen Bewegung.

 

Aus dem Phänomen des Antiklerikalismus entwickelte sich seit den späten 1980er Jahren ein eigener Forschungsansatz zur Erklärung der Genese des Reformationsprozesses. Zu Problemen und Tendenzen dieses Antiklerikalismuskonzepts siehe verwandte Themen Mörke, Reformation S. 121-125.

(jl) Antiklerikalismus bezeichnet eine Haltung der mehr oder weniger radikalen Kritik an Erscheinungsbild und Legitimation des Klerus-Standes.

Der Antiklerikalismus entwickelte sich vor dem Hintergrund der seit dem 12. Jh. kirchenrechtlich festgeschriebenen Trennung von Klerikern und Laien. Diese durch das Weihe-Sakrament begründete Trennung manifestierte sich in der ungleichen Stellung von Klerikern und Laien, die in verschiedenen Bereichen während des Spätmittelalters zunehmend zum Gegenstand der Kritik wurde. Vor allem die Kritik an:

  • Steuerfreiheit des Klerus;
  • Befreiung von Kriegs-, Wehr- und Wachdiensten;
  • kirchlicher Sondergerichtsbarkeit;
  • wirtschaftlicher Betätigung in Konkurrenz zum Handwerk;
  • moralisch-sittlichem Fehlverhalten im Kontrast zum Selbstverständnis des Klerus als Stand der Vollkommenheit;
  • Pfründenhäufung, Fiskalisierung kirchlicher Dienstleistungen, ausschweifende Lebensführung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Amtspflichten

bildeten den Nährboden des Antiklerikalismus.

Diese Formen der vorreformatorischen Kleruskritik blieben auch in der Reformationszeit präsent, verbanden sich aber mit einer viel grundsätzlicheren Kritik an der generellen theologischen Berechtigung der Trennung von Klerikern und Laien. Unter Bezugnahme auf die reformatorische Vorstellung vom Priestertum aller Gläubigen wurde nicht mehr nur eine partielle Verbesserung kirchlicher Missstände, sondern die generelle Abschaffung des Kleriker-Standes gefordert.

Der Antiklerikalismus bestimmte die Durchsetzung des Reformationsprozesses in Dynamik und Duktus und wirkte durch die gemeinsame Abgrenzung nach außen (gegenüber der römischen Kirche und dem Klerus) identitätsbildend und einheitsstiftend nach innen. Der anfangs noch nicht weiter ausdifferenzierte Antiklerikalismus der frühen Reformationsphase bildete die gemeinsame Front aller reformatorischen Bewegungen und überdeckte zunächst die bald auftretenden Differenzen (Wittenberger Unruhen, Bauernkrieg) innerhalb der reformatorischen Bewegung.

Aus dem Phänomen des Antiklerikalismus entwickelte sich seit den späten 1980er Jahren ein eigener Forschungsansatz zur Erklärung der Genese des Reformationsprozesses. Zu Problemen und Tendenzen dieses Antiklerikalismuskonzepts siehe Mörke, Reformation S. 121-125.