Hollandgängerei

(ml) Vereinzelt sind Arbeitswanderungen aus Nordwestdeutschland in die Niederlande bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Doch erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648), nahm der Umfang dieser Form der Saisonarbeitermigration stark zu. Sie bestand bis ins 19. Jh.

Während die häufig mit wenig fruchtbaren Geest-, Moor- und Heidelandschaften ausgestatteten Regionen Nordwestdeutschlands landwirtschaftlich und institutionell rückständig waren und gleichzeitig ein starkes Bevölkerungswachstum erfuhren, erlebten die Niederlande nach dem siegreichen Unabhängigkeitskrieg einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, der sich besonders im wohlhabenden und stark urbanisierten Küstenstreifen bemerkbar machte.

Aus Westfalen zogen im Frühjahr vor allem junge Männer nach Holland, um dort im Frühjahr und Sommer Wiesen zu mähen (ab April/Mail) oder Torf zu stechen (ab Ende Juni), und zur Ernte zurückzukehren. Den Hauptstrom der Hollandgänger stellten landarme Kleinstellenbesitzer (Brinkkötter, Anbauern), insbesondere aber landlose Heuerleute, Einlieger- und Mietsleute, usw. Aber auch angesessene (verschuldete) Kleinbauern (Kötter), nichterbbechtigte Söhne von Kleinbauern und sogar Vollbauern befanden sich unter den Hollandgängern, da die Erträge der heimischen Landwirtschaft allein oft nicht ausreichten, um ausreichende Lebensbedingungen im Winter sicherzustellen. Während der Abwesenheit der Hollandgänger erledigten ihre Frauen die anfallenden Frühjahrs- und Sommerarbeiten in der Landwirtschaft bis zur Ernte.

Die harten Arbeitsbedingungen und oft mangelhaften Unterkünfte der Hollandgänger hatten vielfach aber auch Krankheit, körperliche Gebrechen (Arbeitsunfähigkeit) oder Tod zur Folge.

 

verwandte Themen Unterbäuerliche Schichten im Kapitel Ländliche Gesellschaft

(ml) Vereinzelt sind Arbeitswanderungen aus Nordwestdeutschland in die Niederlande bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Doch erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648), nahm der Umfang dieser Form der Saisonarbeitermigration stark zu. Sie bestand bis ins 19. Jh.
Während die häufig mit wenig fruchtbaren Geest-, Moor- und Heidelandschaften ausgestatteten Regionen Nordwestdeutschlands landwirtschaftlich und institutionell rückständig waren und gleichzeitig ein starkes Bevölkerungswachstum erfuhren, erlebten die Niederlande nach dem siegreichen Unabhängigkeitskrieg einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, der sich besonders im wohlhabenden und stark urbanisierten Küstenstreifen bemerkbar machte.
Aus Westfalen zogen im Frühjahr vor allem junge Männer nach Holland, um dort im Frühjahr und Sommer Wiesen zu mähen (ab April/Mail) oder Torf zu stechen (ab Ende Juni), und zur Ernte zurückzukehren. Den Hauptstrom der Hollandgänger stellten landarme Kleinstellenbesitzer (Brinkkötter, Anbauern), insbesondere aber landlose Heuerleute, Einlieger- und Mietsleute, usw. Aber auch angesessene (verschuldete) Kleinbauern (Kötter), nichterbbechtigte Söhne von Kleinbauern und sogar Vollbauern befanden sich unter den Hollandgängern, da die Erträge der heimischen Landwirtschaft allein oft nicht ausreichten, um ausreichende Lebensbedingungen im Winter sicherzustellen. Während der Abwesenheit der Hollandgänger erledigten ihre Frauen die anfallenden Frühjahrs- und Sommerarbeiten in der Landwirtschaft bis zur Ernte.
Die harten Arbeitsbedingungen und oft mangelhaften Unterkünfte der Hollandgänger hatten vielfach aber auch Krankheit, körperliche Gebrechen (Arbeitsunfähigkeit) oder Tod zur Folge.