(af) Die oranische Heeresreform ist vor dem Hintergrund der niederländisch-spanischen Auseinandersetzung zu sehen. Die Generalstaaten verfügten zwar über größere finanzielle Mittel als der spanische Gegner, die spanische Infanterie galt aber als die beste der Welt.
Justus Lispius (1547-1606), Professor an der Universität Leiden, forderte im Rahmen seiner Staatslehre eine Reform des Heerwesens. Grundlegend für diesen Reformplan sind die aus der stoischen Philosophie übernommenen Begriffe „vis“ und „virtus“ (vis = Festungen, disziplinierte Soldaten; virtus = eine das ganze Staatsleben durchdringende moralische Haltung). Die Idee der „militaris disciplina“ (des disziplinierten Heeres) sollte auf vier Wegen erreicht werden:
Tägliches Exerzieren und Drill beim Waffengebrauch (die Neuheit lag hier in einer unmissverständlichen Kommandosprache);
Klar gegliederte Ordnungen von Heer wie Lager (bedeutete u.a. gestrafte Befehlsverhältnisse);
Neue moralische Grundhaltung der Soldaten (Selbstbeherrschung, Mäßigung);
System von Belohnung und Strafe.
In der Durchführung lief die oranische Heeresreform auf eine Reform des Söldnerwesens auf Grund einer wissenschaftlich fundierten Kriegskunst hinaus. Die Vorstellung Lipsius dieses zugunsten eines stehenden Heeres ganz abzuschaffen, also das gesamte Kriegswesen neu zu ordnen, konnte dagegen nicht umgesetzt werden.
Standardisierter Bewegungsablauf zum Laden eines Gewehrs
Aus dem Kriegsbuch des Johann von Nassau
Im Hinblick auf die Lineartaktik hatten Infanteristen zu lernen, in einem festen möglichst raschen Zeitrhythmus ihr Gewehr nachzuladen und gleichzeitig einen Schuss (Salve) abzugeben. Mit dem Drill wurde eine neue Sozialtechnologie der gleichförmigen, auf einen sozial generalisierten Zweck gerichteten Beherrschung menschlicher Körper entwickelt.
Literatur aus: Geoffrey Parker, Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500-1800. München 1990, 42.
Militärformation: Drillbewegungen
Darstellung der Drillbewegungen nach der zürcherischen „Trüllvorschrift“, gemäß Hans Conrad Lavaters „Kriegsbüchlein“, Zürich 1644; Zürich, Zentralbibliothek.
Literatur aus: Kaspar von Greyerz: Die Schweiz während des Dreißigjährigen Krieges, in: Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa. Textband I. München 1998, 134.
(af) Die oranische Heeresreform ist vor dem Hintergrund der niederländisch-spanischen Auseinandersetzung zu sehen. Die Generalstaaten verfügten zwar über größere finanzielle Mittel als der spanische Gegner, die spanische Infanterie galt aber als die beste der Welt.
Justus Lispius (1547-1606), Professor an der Universität Leiden, forderte im Rahmen seiner Staatslehre eine Reform des Heerwesens. Grundlegend für diesen Reformplan sind die aus der stoischen Philosophie übernommenen Begriffe „vis“ und „virtus“ (vis = Festungen, disziplinierte Soldaten; virtus = eine das ganze Staatsleben durchdringende moralische Haltung). Die Idee der „militaris disciplina“ (des disziplinierten Heeres) sollte auf vier Wegen erreicht werden:
- Tägliches Exerzieren und Drill beim Waffengebrauch (die Neuheit lag hier in einer unmissverständlichen Kommandosprache);
- Klar gegliederte Ordnungen von Heer wie Lager (bedeutete u.a. gestrafte Befehlsverhältnisse);
- Neue moralische Grundhaltung der Soldaten (Selbstbeherrschung, Mäßigung);
- System von Belohnung und Strafe.
In der Durchführung lief die oranische Heeresreform auf eine Reform des Söldnerwesens auf Grund einer wissenschaftlich fundierten Kriegskunst hinaus. Die Vorstellung Lipsius dieses zugunsten eines stehenden Heeres ganz abzuschaffen, also das gesamte Kriegswesen neu zu ordnen, konnte dagegen nicht umgesetzt werden.