(tl) Die Pest wurde aus Mittelasien auf die Krim eingeschleppt und 1347 nach Italien weitergetragen. Bis 1353 breitete sie sich bis auf wenige Ausnahmen in allen bewohnten Gebieten westlich des Urals aus (übertragen wurde sie zunächst meist durch den Rattenfloh, nach Ausbrechen der Krankheit auch durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch). Das pandemische Auftreten (d.h. mit zeitlicher und ohne örtliche Begrenzung) der Krankheit war der Hauptunterschied zu vorhergehenden Pestinfektionen (so war z.B. die justinianische Pest im 6. Jh. auf den Mittelmeerraum und die angrenzenden Gebiete beschränkt). Endemisch (d.h. mit örtlicher und ohne zeitliche Begrenzung) blieb die Pest in Europa bis Anfang des 18. Jh.s präsent, in größeren Gebieten (Territorien des Röm.-dt. Reiches, Frankreich) dürfte es nur wenige pestfreie Jahre gegeben haben.
Hauptfolge der wiederkehrenden Infektionswellen war ein extremer Bevölkerungsrückgang (allein in den Jahren 1347–1350 starben zwischen 20 und 60% der Bevölkerung in den von der Pest betroffenen Gebieten), der in der ersten Hälfte des 15. Jh.s einen Höhepunkt erreichte, als die Gesamtbevölkerung unter die Hälfte des Niveaus von 1348 sank. Gegen Ende des 15. Jh.s setzte ein nur in Ausnahmen durch politische Maßnahmen (wie zum Beispiel der Förderung von Wiederverheiratungen) gesteuerter Bevölkerungsanstieg ein, der im 16. Jh. die eingetretenen Verluste wettmachte. Danach hatte die Pest nie wieder eine dermaßen starke, langfristige Auswirkung auf die Gesamtbevölkerungszahl größerer Gebiete (allerdings verursachte die Pestepidemien im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1634-1640 einen temporären Einbruch der Bevölkerungszahl in den mittleren, östlichen und südlichen Territorien des Röm.-dt. Reiches).
Es gab keine gültige medizinische Erklärung der Pest (Robert Koch kam erst Ende des 19. Jh.s zu der Erkenntnis, dass Krankheiten wie die Pest durch bakterielle Infektionen verursacht werden). Isolierungsmaßnahmen (Pesthäuser, Quarantänestationen, Isolierung von kranken oder möglicherweise infizierten Personen in deren Häusern) und Schutzmaßnahmen (Unterbrechung des Handels, vollständige Abschottung betroffener Gebiete von der Außenwelt) sowie Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen hygienischen Verhältnisse (Entsorgungsvorschriften, Auflagen zur Straßenreinigung, Verbot der Straßentierhaltung) wurden zwar ergriffen, unterschieden sich in ihrer Ausprägung regional jedoch stark (insbesondere waren sie im Süden ausgeprägter als im Norden Europas). Die Bereitschaft, sie zu ergreifen, wurde durch ihre hohen Kosten vermindert. Außerdem beschränkten häufig Ausnahmeregelungen für sozial hochstehende Personengruppen ihre Effizienz. Verschärfungen der Hygiene-Vorschriften wirkten zudem allenfalls langfristig.
Literatur N. Bulst, Pest, in: LexMA, Bd. 6. München/Zürich 1993, 1915-1918; Literatur Ann G. Carmichael, Plague, in: Paul F. Grendler (Hrsg.), Encyclopedia of the Renaissance, Bd. 5. New York 1999, 47-51.
(tl) Die Pest wurde aus Mittelasien auf die Krim eingeschleppt und 1347 nach Italien weitergetragen. Bis 1353 breitete sie sich bis auf wenige Ausnahmen in allen bewohnten Gebieten westlich des Urals aus (übertragen wurde sie zunächst meist durch den Rattenfloh, nach Ausbrechen der Krankheit auch durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch). Das pandemische Auftreten (d.h. mit zeitlicher und ohne örtliche Begrenzung) der Krankheit war der Hauptunterschied zu vorhergehenden Pestinfektionen (so war z.B. die justinianische Pest im 6. Jh. auf den Mittelmeerraum und die angrenzenden Gebiete beschränkt). Endemisch (d.h. mit örtlicher und ohne zeitliche Begrenzung) blieb die Pest in Europa bis Anfang des 18. Jh.s präsent, in größeren Gebieten (Territorien des Röm.-dt. Reiches, Frankreich) dürfte es nur wenige pestfreie Jahre gegeben haben.
Hauptfolge der wiederkehrenden Infektionswellen war ein extremer Bevölkerungsrückgang (allein in den Jahren 1347–1350 starben zwischen 20 und 60% der Bevölkerung in den von der Pest betroffenen Gebieten), der in der ersten Hälfte des 15. Jh.s einen Höhepunkt erreichte, als die Gesamtbevölkerung unter die Hälfte des Niveaus von 1348 sank. Gegen Ende des 15. Jh.s setzte ein nur in Ausnahmen durch politische Maßnahmen (wie zum Beispiel der Förderung von Wiederverheiratungen) gesteuerter Bevölkerungsanstieg ein, der im 16. Jh. die eingetretenen Verluste wettmachte. Danach hatte die Pest nie wieder eine dermaßen starke, langfristige Auswirkung auf die Gesamtbevölkerungszahl größerer Gebiete (allerdings verursachte die Pestepidemien im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1634-1640 einen temporären Einbruch der Bevölkerungszahl in den mittleren, östlichen und südlichen Territorien des Röm.-dt. Reiches).
Es gab keine gültige medizinische Erklärung der Pest (Robert Koch kam erst Ende des 19. Jh.s zu der Erkenntnis, dass Krankheiten wie die Pest durch bakterielle Infektionen verursacht werden). Isolierungsmaßnahmen (Pesthäuser, Quarantänestationen, Isolierung von kranken oder möglicherweise infizierten Personen in deren Häusern) und Schutzmaßnahmen (Unterbrechung des Handels, vollständige Abschottung betroffener Gebiete von der Außenwelt) sowie Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen hygienischen Verhältnisse (Entsorgungsvorschriften, Auflagen zur Straßenreinigung, Verbot der Straßentierhaltung) wurden zwar ergriffen, unterschieden sich in ihrer Ausprägung regional jedoch stark (insbesondere waren sie im Süden ausgeprägter als im Norden Europas). Die Bereitschaft, sie zu ergreifen, wurde durch ihre hohen Kosten vermindert. Außerdem beschränkten häufig Ausnahmeregelungen für sozial hochstehende Personengruppen ihre Effizienz. Verschärfungen der Hygiene-Vorschriften wirkten zudem allenfalls langfristig.
N. Bulst, Pest, in: LexMA, Bd. 6. München/Zürich 1993, 1915-1918; Ann G. Carmichael, Plague, in: Paul F. Grendler (Hrsg.), Encyclopedia of the Renaissance, Bd. 5. New York 1999, 47-51.