(jl) Das `Priestertum aller Gläubigen` (auch `allgemeines Priestertum`) basiert auf dem Gedanken, dass die Beziehung zwischen Gott und Mensch keiner Vermittlung durch Amtspriester bedarf.
Das kirchliche Amtspriestertum entwickelte sich seit der Zeit der Alten Kirche und erfuhr bis ins Spätmittelalter eine kontinuierliche Aufwertung: Im Akt der verwandte Themen sakramentalen Priesterweihe erhält der Amtspriester die Kompetenz, die Absolution zu erteilen und die Transsubstantiation in der Eucharistie zu vollziehen. Diese heilsvermittelnde Funktion des Weihepriestertums wurde im Mittelalter mit der Trennung von Klerikern und Laien manifestiert.
Der Gedanke vom `Priestertum aller Gläubigen` diente in der Reformation zur Bestreitung der Sonderstellung der Geistlichkeit: Die Heilsvermittlung durch einen geweihten Stand wurde für obsolet erklärt, und dem Mönchtum wurde seine heilsgeschichtliche Begründung entzogen. Vor allem verwandte Themen Luther machte die Vorstellung vom `Priestertum aller Gläubigen` öffentlich und populär. In der verwandte Themen Flugschrift "An den christlichen Adel deutscher Nation" (verwandte Themen Hauptschriften Luthers von 1520) stellte er die Gleichheit aller Gläubigen vor Gott und die dadurch bedingte gleiche und uneingeschränkte Vollmacht zum Dienst an Wort und verwandte Themen Sakrament heraus. Theologisch entfaltet vor dem Hintergrund des Rechtfertigungsgeschehens, begründen die Taufe und der Glaube das wahre Priestertum. Dessen Ausübung jedoch bleibt an die Ordination und die Berufung durch die Gemeinde gebunden (Quelle Quelle).
Der Gedanke vom `Priestertum aller Gläubigen` entwickelte enorme gesellschaftliche Sprengkraft (verwandte Themen Antiklerikalismus): Die Abschaffung der Trennung von Klerikern und Laien erschütterte die hergebrachte kirchliche Hierarchie von Grund auf und begründete eine Neudefinition des laikalen Selbstverständnisses. Zudem wurde die theologische Forderung nach einem `Priestertum aller Gläubigen` schnell durch soziale und politische Entsprechungen ergänzt: Die Kommunalisierung der Kirche korrespondierte mit dem verwandte Themen Kommunalismus der politischen Gemeinde (verwandte Themen Gemeindereformation) und trug wesentlich zur Durchsetzung der Reformation bei (Literatur Blickle, Reformation).
Literatur Harald Goertz / Wilfried Härle, Art. "Priester/Priestertum II/1
(jl) Das `Priestertum aller Gläubigen` (auch `allgemeines Priestertum`) basiert auf dem Gedanken, dass die Beziehung zwischen Gott und Mensch keiner Vermittlung durch Amtspriester bedarf.
Das kirchliche Amtspriestertum entwickelte sich seit der Zeit der Alten Kirche und erfuhr bis ins Spätmittelalter eine kontinuierliche Aufwertung: Im Akt der sakramentalen Priesterweihe erhält der Amtspriester die Kompetenz, die Absolution zu erteilen und die Transsubstantiation in der Eucharistie zu vollziehen. Diese heilsvermittelnde Funktion des Weihepriestertums wurde im Mittelalter mit der Trennung von Klerikern und Laien manifestiert.
Der Gedanke vom `Priestertum aller Gläubigen` diente in der Reformation zur Bestreitung der Sonderstellung der Geistlichkeit: Die Heilsvermittlung durch einen geweihten Stand wurde für obsolet erklärt, und dem Mönchtum wurde seine heilsgeschichtliche Begründung entzogen. Vor allem Luther machte die Vorstellung vom `Priestertum aller Gläubigen` öffentlich und populär. In der Flugschrift "An den christlichen Adel deutscher Nation" (Hauptschriften Luthers von 1520) stellte er die Gleichheit aller Gläubigen vor Gott und die dadurch bedingte gleiche und uneingeschränkte Vollmacht zum Dienst an Wort und Sakrament heraus. Theologisch entfaltet vor dem Hintergrund des Rechtfertigungsgeschehens, begründen die Taufe und der Glaube das wahre Priestertum. Dessen Ausübung jedoch bleibt an die Ordination und die Berufung durch die Gemeinde gebunden (Quelle).
Der Gedanke vom `Priestertum aller Gläubigen` entwickelte enorme gesellschaftliche Sprengkraft (Antiklerikalismus): Die Abschaffung der Trennung von Klerikern und Laien erschütterte die hergebrachte kirchliche Hierarchie von Grund auf und begründete eine Neudefinition des laikalen Selbstverständnisses. Zudem wurde die theologische Forderung nach einem `Priestertum aller Gläubigen` schnell durch soziale und politische Entsprechungen ergänzt: Die Kommunalisierung der Kirche korrespondierte mit dem Kommunalismus der politischen Gemeinde (Gemeindereformation) und trug wesentlich zur Durchsetzung der Reformation bei (Blickle, Reformation).