(jl) "Radikale Reformation" ist ein Sammelbegriff der Forschung für die Gruppierungen der reformatorischen Bewegung, die nicht mit der verwandte Themen lutherischer oder verwandte Themen zwinglianischen Prägung konform gingen.
Die internen Unterschiede verhindern eine eindeutige inhaltliche Bestimmung des bis heute umstrittenen Begriffs. Alternative Begrifflichkeiten konnten sich nicht etablieren ("linker Flügel der Reformation", "Nonkonformisten"; "Randströmungen"). Die Unzufriedenheit mit der Bezeichnung hat jedoch forschungsgeschichtlich befruchtend gewirkt und dazu geführt, das Phänomen hinter dem Begriff differenzierter zu untersuchen.
Der Begriff `Radikale Reformation` will wertfrei und mit zweierlei Einschränkungen verstanden sein: a) Er bezeichnet keine einheitliche reformatorische Gruppierung oder Konzeption; b) Radikalität kann immer nur relational bestimmt werden - es bleibt immer anzugeben, worauf sie sich bezieht.
Radikalität ist in erster Linie eine Signatur der frühen Reformationszeit, verbunden mit Namen wie z. B. Thomas verwandte Themen Müntzer (zu einzelnen Vertretern der `Radikalen Reformation` siehe Literatur Goertz, Radikale Reformatoren).
Hauptdifferenzen zur lutherischen und zwinglianischen Reformation:
Konzeption von Geistkirche der Auserwählten als Gegenentwurf zur Volkskirche.
Gegen die objektiv-institutionelle Heilsvermittlung durch Wort und Sakrament Betonung der Subjektivität des Glaubens in ungebundener Geisterfahrung.
Gegensatz von obrigkeitlicher und obrigkeitsfreier Reformation. Die Verwerfung der Obrigkeit war jedoch meist kein programmatisches Axiom, sondern kam erst prozesshaft zur Wirkung (teilweise intensives Werben um die Obrigkeit, z.B. verwandte Themen Müntzer).
Geistliche und weltliche Sphäre greifen ineinander, keine Unterscheidung von geistlichem und weltlichem Reich (wie in der `Zwei-Reiche-Lehre` verwandte Themen Luthers).
Diese Merkmale begegnen allerdings nicht bei allen der `Radikalen Reformation` zugeordneten Strömungen und nicht in der gleichen Deutlichkeit.
Aufgrund ihrer Minderheitenposition gegenüber der römischen Kirche und den lutherischen und zwinglianischen Reformationsmodellen mussten die radikalen Reformatoren harte Verfolgungen erleiden (u. a. im Zusammenhang mit dem verwandte Themen Bauernkrieg und dem Münsteraner Täuferreich). Die polemischen Diffamierungen der Zeitgenossen wurden auch in der Forschung lange übernommen und reproduziert ("Schwärmer", "Wiedertäufer"). Mittlerweile werden die einzelnen Vertreter der `Radikalen Reformation` zunehmend in ihrer Eigenständigkeit gewürdigt, und ihre Beurteilung ist nicht mehr nur an das Verdikt ihrer historischen Gegner gebunden. Der `Radikalen Reformation` kommt trotz ihrer Verfolgungssituation kirchengeschichtliche Bedeutung zu, da von den einzelnen Strömungen im "Untergrund" oder am Rande der etablierten Kirchen kontinuierlich Impulse ausgingen, die im Verlauf der FNZ fortwirkten.
(jl) "Radikale Reformation" ist ein Sammelbegriff der Forschung für die Gruppierungen der reformatorischen Bewegung, die nicht mit der lutherischer oder zwinglianischen Prägung konform gingen.
Die internen Unterschiede verhindern eine eindeutige inhaltliche Bestimmung des bis heute umstrittenen Begriffs. Alternative Begrifflichkeiten konnten sich nicht etablieren ("linker Flügel der Reformation", "Nonkonformisten"; "Randströmungen"). Die Unzufriedenheit mit der Bezeichnung hat jedoch forschungsgeschichtlich befruchtend gewirkt und dazu geführt, das Phänomen hinter dem Begriff differenzierter zu untersuchen.
Der Begriff `Radikale Reformation` will wertfrei und mit zweierlei Einschränkungen verstanden sein: a) Er bezeichnet keine einheitliche reformatorische Gruppierung oder Konzeption; b) Radikalität kann immer nur relational bestimmt werden - es bleibt immer anzugeben, worauf sie sich bezieht.
Radikalität ist in erster Linie eine Signatur der frühen Reformationszeit, verbunden mit Namen wie z. B. Thomas Müntzer (zu einzelnen Vertretern der `Radikalen Reformation` siehe Goertz, Radikale Reformatoren).
Hauptdifferenzen zur lutherischen und zwinglianischen Reformation:
- Konzeption von Geistkirche der Auserwählten als Gegenentwurf zur Volkskirche.
- Gegen die objektiv-institutionelle Heilsvermittlung durch Wort und Sakrament Betonung der Subjektivität des Glaubens in ungebundener Geisterfahrung.
- Gegensatz von obrigkeitlicher und obrigkeitsfreier Reformation. Die Verwerfung der Obrigkeit war jedoch meist kein programmatisches Axiom, sondern kam erst prozesshaft zur Wirkung (teilweise intensives Werben um die Obrigkeit, z.B. Müntzer).
- Geistliche und weltliche Sphäre greifen ineinander, keine Unterscheidung von geistlichem und weltlichem Reich (wie in der `Zwei-Reiche-Lehre` Luthers).
Diese Merkmale begegnen allerdings nicht bei allen der `Radikalen Reformation` zugeordneten Strömungen und nicht in der gleichen Deutlichkeit.
Aufgrund ihrer Minderheitenposition gegenüber der römischen Kirche und den lutherischen und zwinglianischen Reformationsmodellen mussten die radikalen Reformatoren harte Verfolgungen erleiden (u. a. im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg und dem Münsteraner Täuferreich). Die polemischen Diffamierungen der Zeitgenossen wurden auch in der Forschung lange übernommen und reproduziert ("Schwärmer", "Wiedertäufer"). Mittlerweile werden die einzelnen Vertreter der `Radikalen Reformation` zunehmend in ihrer Eigenständigkeit gewürdigt, und ihre Beurteilung ist nicht mehr nur an das Verdikt ihrer historischen Gegner gebunden. Der `Radikalen Reformation` kommt trotz ihrer Verfolgungssituation kirchengeschichtliche Bedeutung zu, da von den einzelnen Strömungen im "Untergrund" oder am Rande der etablierten Kirchen kontinuierlich Impulse ausgingen, die im Verlauf der FNZ fortwirkten.