(jl) Thomas Müntzer (1490-1525) war ein Theologe der sog. `verwandte Themen Radikale Reformation`, der (nach anfänglicher gegenseitiger Sympathie) zu einem der erbittertsten Gegner verwandte Themen Luthers wurde.
Er stammte aus einer Bürgerfamilie aus Stolberg am Harz und studierte 1506 in Leipzig und 1512 in Frankfurt a.d. Oder. In der Frühphase seines öffentlichen Wirkens ab 1520 wurde er immer wieder als Aufrührer vertrieben (Zwickau, Prag, Erfurt, Nordhausen, Halle). Erst in Allstedt 1523/24 konnte er Ansätze einer kontinuierlichen Gemeindearbeit verwirklichen. Dort reformierte er den Gottesdienst, gründete einen ersten Bund der Auserwählten und agitierte im Zusammenhang mit der Zerstörung der Mallerbacher Kapelle. In der als verwandte Themen Flugschrift veröffentlichten sog. "Fürstenpredigt" (1523) ermahnte er die Obrigkeit, ihren Auftrag der Trennung von Auserwählten und Gottlosen wahrzunehmen, andernfalls ginge das Recht der Obrigkeit auf das Volk über. Unter anderem auf verwandte Themen Luthers Intervention hin musste er Allstedt verlassen und vollzog mit seiner Flucht eine Wende seines theologischen Denkens: Was in der "Fürstenpredigt" noch als Ermahnung zur Umkehr formuliert war, wird in der verwandte Themen Flugschrift "Entblößung des gedichteten Glaubens" (1524) zum Befund: Die Obrigkeit habe ihren Auftrag korrumpiert, statt der Auserwählten schütze sie die Gottlosen; deshalb habe das Volk das Recht und die Pflicht, die Obrigkeit zu stürzen und die Trennung von Auserwählten und Gottlosen selbst zu verwirklichen.
Nach seiner Flucht aus Allstedt betätigte er sich an verschiedenen Orten und konnte in der Reichsstadt Mühlhausen vorübergehend Fuß fassen. Der beginnende verwandte Themen Bauernkrieg schien ihm Zeichen des anbrechenden Gerichts Gottes über die Gottlosen. Von Mühlhausen aus unterstützte er den Aufruhr, gründete einen neuen Kampfbund der Auserwählten und übernahm vor der Schlacht bei Frankenhausen (1525) eine Führungsrolle innerhalb der dort versammelten Aufständischen. Nach der Niederlage gegen den verwandte Themen Schwäbischen Bund wurde Müntzer gefangen genommen, gefoltert und öffentlichkeitswirksam hingerichtet.
Zustimmung oder scharfe Ablehnung kennzeichnete die Wahrnehmung der Anliegen Müntzers schon bei seinen Zeitgenossen - dieser polarisierenden Wirkung konnte sich auch die moderne Geschichtswissenschaft meist nicht entziehen (deutlicher Unterschied in der Wertung von Person und Werk Müntzers in der ost- bzw. westdeutschen Geschichtsschreibung; in der marxistischen Forschung galt Müntzer als Galionsfigur der `frühbürgerlichen Revolution`).
Literatur Literatur:
Siegfried Bräuer/Helmar Junghans (Hrsg.), Der Theologe Thomas Müntzer. Untersuchungen zu seiner Entwicklung und Lehre. Göttingen 1989.
Olaf Mörke, Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (EdG 74). München 2005, S. 19-22.
Gottfried Seebaß, Art. "Müntzer, Thomas", in: TRE 23. Berlin/New York 1994, S. 414-436.
Quellen Quellenausgaben:
Günther Franz (Hrsg.), Thomas Müntzer. Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte XXXIII). Gütersloh 1968.
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(jl) Thomas Müntzer (1490-1525) war ein Theologe der sog. `Radikale Reformation`, der (nach anfänglicher gegenseitiger Sympathie) zu einem der erbittertsten Gegner Luthers wurde.
Er stammte aus einer Bürgerfamilie aus Stolberg am Harz und studierte 1506 in Leipzig und 1512 in Frankfurt a.d. Oder. In der Frühphase seines öffentlichen Wirkens ab 1520 wurde er immer wieder als Aufrührer vertrieben (Zwickau, Prag, Erfurt, Nordhausen, Halle). Erst in Allstedt 1523/24 konnte er Ansätze einer kontinuierlichen Gemeindearbeit verwirklichen. Dort reformierte er den Gottesdienst, gründete einen ersten Bund der Auserwählten und agitierte im Zusammenhang mit der Zerstörung der Mallerbacher Kapelle. In der als Flugschrift veröffentlichten sog. "Fürstenpredigt" (1523) ermahnte er die Obrigkeit, ihren Auftrag der Trennung von Auserwählten und Gottlosen wahrzunehmen, andernfalls ginge das Recht der Obrigkeit auf das Volk über. Unter anderem auf Luthers Intervention hin musste er Allstedt verlassen und vollzog mit seiner Flucht eine Wende seines theologischen Denkens: Was in der "Fürstenpredigt" noch als Ermahnung zur Umkehr formuliert war, wird in der Flugschrift "Entblößung des gedichteten Glaubens" (1524) zum Befund: Die Obrigkeit habe ihren Auftrag korrumpiert, statt der Auserwählten schütze sie die Gottlosen; deshalb habe das Volk das Recht und die Pflicht, die Obrigkeit zu stürzen und die Trennung von Auserwählten und Gottlosen selbst zu verwirklichen.
Nach seiner Flucht aus Allstedt betätigte er sich an verschiedenen Orten und konnte in der Reichsstadt Mühlhausen vorübergehend Fuß fassen. Der beginnende Bauernkrieg schien ihm Zeichen des anbrechenden Gerichts Gottes über die Gottlosen. Von Mühlhausen aus unterstützte er den Aufruhr, gründete einen neuen Kampfbund der Auserwählten und übernahm vor der Schlacht bei Frankenhausen (1525) eine Führungsrolle innerhalb der dort versammelten Aufständischen. Nach der Niederlage gegen den Schwäbischen Bund wurde Müntzer gefangen genommen, gefoltert und öffentlichkeitswirksam hingerichtet.
Zustimmung oder scharfe Ablehnung kennzeichnete die Wahrnehmung der Anliegen Müntzers schon bei seinen Zeitgenossen - dieser polarisierenden Wirkung konnte sich auch die moderne Geschichtswissenschaft meist nicht entziehen (deutlicher Unterschied in der Wertung von Person und Werk Müntzers in der ost- bzw. westdeutschen Geschichtsschreibung; in der marxistischen Forschung galt Müntzer als Galionsfigur der `frühbürgerlichen Revolution`).
Literatur:
- Siegfried Bräuer/Helmar Junghans (Hrsg.), Der Theologe Thomas Müntzer. Untersuchungen zu seiner Entwicklung und Lehre. Göttingen 1989.
- Olaf Mörke, Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (EdG 74). München 2005, S. 19-22.
- Gottfried Seebaß, Art. "Müntzer, Thomas", in: TRE 23. Berlin/New York 1994, S. 414-436.
Quellenausgaben:
- Günther Franz (Hrsg.), Thomas Müntzer. Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte XXXIII). Gütersloh 1968.