(rt) Bezeichnung für eine ganz oder teilweise verlassene Siedlung (totale oder partielle Ortswüstung) und für aufgegebenes, ehemalig landwirtschaftlich genutztes Areal (totale oder partielle Flurwüstung). Die Kombination von Orts- und Flurwüstung bezeichnet man als Totalwüstung. Bei Wiederbesiedlung oder Wiederbewirtschaftung spricht man von temporären Orts- und Flurwüstungen. Die meisten Wüstungen entstanden in der Zeit vom Ende des 14. bis zur Mitte des 15. Jh.s: In Deutschland (in etwa in den Grenzen von 1914) sollen von 170.000 Siedlungen in der Mitte des 14. Jh.s etwa 40.000 eingegangen sein. Hauptsächlich hervorgerufen wurden diese Wüstungen durch die Bevölkerungsverluste infolge von Pestwellen im 14. Jh., deren letzte in den 80er Jahren des 14. Jh.s endete. Dies schließt nicht aus, dass teilweise eine Kombination von Ursachen vorgelegen hat, zumal ein Teil der Wüstungen des Mittelalters bereits in die Zeit vor der Pestwelle der 80er Jahre des 14. Jh.s einzuordnen ist. Mit den Ursachen befasst sich neben der Aufdeckung der Wüstungen und Rückschlüssen auf Prozesse der Siedlungsgenese und Wirtschaftsgeschichte sowie auf die frühere Ausdehnung des Kulturlandes die Wüstungsforschung, die folgende Theorien in Bezug auf die Wüstungsursachen formulierte.
Das Sicherheitsbedürfnis der ländlichen Bevölkerung konnte dazu führen, dass einige Feldmarken (von einer Gemeinde landwirtschaftlich genutztes Gebiet) zusammengelegt wurden und die Bewohner mehrerer Orte sich in einem Ort ansiedelten, so dass übrige Orte und Feldmarken wüst wurden.
In der Fehlsiedlungstheorie geht man davon aus, dass in der Phase der Ausdehnung der Siedlungen bis in das 14. Jh. teilweise auch Flächen einbezogen wurden, die auf Dauer die auf ihnen lebenden Menschen nicht ausreichend versorgen konnten und die deshalb, als aufgrund der Bevölkerungsverminderung andere Siedlungen frei wurden, verlassen wurden. Hinzu kam sicherlich, dass aufgrund des Sinkens der Agrarpreise Ende des 14. Jh.s auf solchen Flächen die wirtschaftliche Situation noch schlechter war als in anderen Gebieten.
Wissenschaftler, welche die Agrarkrisentheorie vertreten, behaupten, dass sinkende Agrarpreise die landwirtschaftlichen Einkommen so sehr verringerten, dass die Bauern es vorzogen, in die Städte zu ziehen und dort Lohnarbeit zu verrichten.
Die Kriegstheorie besagt, dass in Kriegen während des ganzen Mittelalters die wirtschaftlichen Grundlagen von jeweiligen Kriegsgegnern vernichtet wurden. Im Schwäbischen Städtekrieg sollen z.B. mehr als tausend Dörfer vernichtet worden sein.
In der marxistischen Theorie geht man von der Gesellschafts-Krisen-Theorie (Krise des Feudalismus) aus. Die Wüstungen seien demnach seit der Mitte des 14. Jh.s oder sogar erst im 15. Jh. hervorgerufen worden, weil die Feudalherren zu hohe Abgaben von den Bauern forderten, so dass die Bauern gezwungen waren, die Dörfer zu verlassen.
Literatur Henning, Agrargeschichte, 285-292, zur Marxistischen Krise des Feudalismus: 294-311; Literatur Abel, Landwirtschaft, 103-109.
(rt) Bezeichnung für eine ganz oder teilweise verlassene Siedlung (totale oder partielle Ortswüstung) und für aufgegebenes, ehemalig landwirtschaftlich genutztes Areal (totale oder partielle Flurwüstung). Die Kombination von Orts- und Flurwüstung bezeichnet man als Totalwüstung. Bei Wiederbesiedlung oder Wiederbewirtschaftung spricht man von temporären Orts- und Flurwüstungen. Die meisten Wüstungen entstanden in der Zeit vom Ende des 14. bis zur Mitte des 15. Jh.s: In Deutschland (in etwa in den Grenzen von 1914) sollen von 170.000 Siedlungen in der Mitte des 14. Jh.s etwa 40.000 eingegangen sein. Hauptsächlich hervorgerufen wurden diese Wüstungen durch die Bevölkerungsverluste infolge von Pestwellen im 14. Jh., deren letzte in den 80er Jahren des 14. Jh.s endete. Dies schließt nicht aus, dass teilweise eine Kombination von Ursachen vorgelegen hat, zumal ein Teil der Wüstungen des Mittelalters bereits in die Zeit vor der Pestwelle der 80er Jahre des 14. Jh.s einzuordnen ist. Mit den Ursachen befasst sich neben der Aufdeckung der Wüstungen und Rückschlüssen auf Prozesse der Siedlungsgenese und Wirtschaftsgeschichte sowie auf die frühere Ausdehnung des Kulturlandes die Wüstungsforschung, die folgende Theorien in Bezug auf die Wüstungsursachen formulierte.
- Das Sicherheitsbedürfnis der ländlichen Bevölkerung konnte dazu führen, dass einige Feldmarken (von einer Gemeinde landwirtschaftlich genutztes Gebiet) zusammengelegt wurden und die Bewohner mehrerer Orte sich in einem Ort ansiedelten, so dass übrige Orte und Feldmarken wüst wurden.
- In der Fehlsiedlungstheorie geht man davon aus, dass in der Phase der Ausdehnung der Siedlungen bis in das 14. Jh. teilweise auch Flächen einbezogen wurden, die auf Dauer die auf ihnen lebenden Menschen nicht ausreichend versorgen konnten und die deshalb, als aufgrund der Bevölkerungsverminderung andere Siedlungen frei wurden, verlassen wurden. Hinzu kam sicherlich, dass aufgrund des Sinkens der Agrarpreise Ende des 14. Jh.s auf solchen Flächen die wirtschaftliche Situation noch schlechter war als in anderen Gebieten.
- Wissenschaftler, welche die Agrarkrisentheorie vertreten, behaupten, dass sinkende Agrarpreise die landwirtschaftlichen Einkommen so sehr verringerten, dass die Bauern es vorzogen, in die Städte zu ziehen und dort Lohnarbeit zu verrichten.
- Die Kriegstheorie besagt, dass in Kriegen während des ganzen Mittelalters die wirtschaftlichen Grundlagen von jeweiligen Kriegsgegnern vernichtet wurden. Im Schwäbischen Städtekrieg sollen z.B. mehr als tausend Dörfer vernichtet worden sein.
- In der marxistischen Theorie geht man von der Gesellschafts-Krisen-Theorie (Krise des Feudalismus) aus. Die Wüstungen seien demnach seit der Mitte des 14. Jh.s oder sogar erst im 15. Jh. hervorgerufen worden, weil die Feudalherren zu hohe Abgaben von den Bauern forderten, so dass die Bauern gezwungen waren, die Dörfer zu verlassen.
Henning, Agrargeschichte, 285-292, zur Marxistischen Krise des Feudalismus: 294-311; Abel, Landwirtschaft, 103-109.