Quelle: Akkulturation der indigenen Bevölkerung Amerikas

Um die Herrschaft über die neu erworbenen Gebiete zu festigen, setzte sich die spanische Krone eine „Europäisierung“ Amerikas zum Ziel, d.h. sie verlangte von der indigenen Bevölkerung Amerikas eine Anpassung an europäische Lebensformen. Nach Pietschmann setzte dies „aber eine Umerziehung der Eingeborenen im europäischen Sinne voraus, da dörfliche Siedlung, einzelne Häuser für eine aus Mann, Ehefrau und Kindern bestehende Kernfamilie sowie Landwirtschaft und Viehzucht den Indianern der Karibik weitgehend fremd waren. Umerziehung und Transkulturation oder, wenn man so will, eine allgemeine Zivilisierung der Eingeborenen wurde angestrebt. Die Indianer sollten so leben wie es die europäischen Untertanen der Könige auch taten.“ (Pietschmann, Entwicklungspolitik, 41)

In einer Instruktion der spanischen Krone an das Regiment der Insel La Española (heute Haiti und Dominikanische Republik) von 1503 heißt es,

„daß, was die Rettung der Seelen der Indianer in den Unternehmungen der Leute (Spanier), die dort sind, betrifft, es notwendig ist, daß die Indianer sich auf Dörfer verteilen, in denen sie zusammen leben und daß die einen nicht getrennt von den anderen durch den Busch ziehen, und daß jeder von ihnen dort (in den Dörfern) sein bewohntes Haus mit Frau und Kindern und Feldern haben solle, auf denen (den Feldern) sie Ackerbau treiben, säen und ihr Vieh züchten“;

„daß Dörfer angelegt werden, in denen die Indianer zusammenleben, so wie es die Personen tun, die in diesen unseren Reichen leben“;

„daß sie sich kleiden und wie vernünftige Menschen umhergehen“. 

  • aus: Richard Konetzke, Colección de documentos para la historia de la formación social de Hispanoamérica 1493-1810. Madrid 1953, zitiert nach: Horst Pietschmann, Entwicklungspolitik und Kolonialismus. Die spanische Kolonialpolitik des 16. Jahrhunderts und der Entwicklungsgedanke, in: Inge Buisson/Manfred Mols (Hrsg.), Entwicklungsstrategien in Lateinamerika in Vergangenheit und Gegenwart, 41.