Quelle: Brief von Vespucci über die Entdeckung Brasiliens, 1502
(el) Diesen Brief an Lorenzo di Pier Francesco de’ Medici verfasste Amerigo Vespucci 1502 in Lissabon nach seiner Rückkehr aus der „Neuen Welt“. Im Gegensatz zu Columbus war er überzeugt, dass es sich bei dem erreichten Festland nicht um Indien handele, sondern um einen bisher unbekannten Kontinent.
„und so lange segelten wir vor dem Wind Richtung Südsüdwest, bis wir am 64. Tag auf ein unbekanntes Land stießen, das wir aus vielen Gründen, die im folgenden sichtbar werden, für Festland hielten: diese Land durchzogen wir über 800 Meilen (leghe) in einer Richtung, nämlich ein Viertel Südwest gegen West, und wir fanden es dicht bewohnt, und ich sah wunderbare Dinge Gottes und der Natur [...].
Dieses Land ist sehr anmutig; es ist von zahllosen grünen und gewaltigen Bäumen bewachsen, die nie ihr Laub abwerfen, einen süßen und aromatischen Duft verbreiten und zahllose Früchte hervorbringen, von denen viele wohlschmeckend und gesund sind; das offene Land ist voller Kräuter und Blumen und Wurzeln, die sehr süß und wohlschmeckend sind, so daß ich mich manchmal über den süßen Duft von Kräutern und Blumen, den Geschmack von Früchten und Wurzeln so sehr wunderte, daß ich dachte, in der Nähe des irdischen Paradieses zu sein.“
- aus: Bibliotheca Nazionale Centrale di Firenze. Codice Galileiano 292. Cimento Parte III. Carteggio. Vol. 18: Carte 137, 138, 139, zitiert nach: Eberhard Schmitt (Hrsg.), Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion, Bd. 2: Die großen Entdeckungen, hrsg. von Matthias Meyn u.a. München 1984, 176f.