Quelle: Columbus’ Motive
(el) Die Motive, die Columbus bei seinen Entdeckungsfahrten leiteten, gehen aus seinem Bordbuch hervor. Dieses Schiffstagebuch verfasste Columbus während seiner ersten Reise 1492/93, um seine Entdeckungen zu dokumentieren: „Zur Urkund dessen habe ich den Plan gefaßt, alles genauestens niederzuschreiben auf dieser Reise von Tag zu Tag, was ich tue und sehe und was mir begegnet“ (Columbus, Bordbuch, Vorwort, 79). Das Bordbuch ist nicht mehr im Original erhalten, sondern nur in einer zweiten Fassung, die sein Sohn Fernando Columbus anfertigte (Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 19).
„Alldieweil Ihr, die christlichsten und hocherhabenen, urmächtigen Fürsten, der König und die Königin von Spanien und den Inseln im Meere, unser Herr und unsere Herrin, in diesem Jahr 1492, nachdem Eure Majestäten den Krieg mit den Mauren beendet hatten, die in Europa herrschten, und nachdem sie ihn in der mächtigen Stadt Granada um Abschluß brachten [...]. Und alldieweil Eure Majestäten, als katholische Christen und Fürsten, dem heiligen Christlichen Glauben treu ergeben [...] beschlossen hatten, mich, Christoph Columbus, auszusenden in die Regionen Indiens, wo ich besagte Fürsten, Völker und Länder sehen sollte, ihrer aller Neigungen zu erkunden und die Art, in welcher ihre Bekehrung zu unserem Heiligen Glauben durchgeführt werden möge [...]. Haben nunmehr, nachdem alle Juden aus Euren Reichen und Besitzungen vertrieben sind, Eure Majestäten mir in demselben Monat anbefohlen, mich mit einer ausreichenden Flotte in besagte Regionen Indiens zu begeben, wofür sie mir viele Belohnungen gewährten und mich dergestalt ehrten, daß ich mich mit einem Adelstitel belegen darf und Kommandierender Admiral des Weltmeeres sowie Vizekönig und Gouverneur auf Lebenszeit aller Inseln und Festländer bin, die von mit entdeckt und gewonnen werden sollten im Weltmeer, ferner bewilligten, daß mein ältester Sohn mir nachfolgen und meinem Rang fortvererben sollte immer dar“. (Bordbuch, Vorwort, 76-78).
„Ich beobachtete alles mit größter Aufmerksamkeit und trachtete, herauszubekommen, ob in dieser Gegend Gold vorkomme. [...] Mit Hilfe der Zeichensprache erfuhr ich, daß man gegen Süden fahren müsse, um zu einem König zu gelangen, der große goldene Gefäße und viele Goldstücke besaß. [...] Also entschied ich mich, nach Südwesten vorzudringen, um nach Gold und Edelsteinen zu suchen.“ (Bordbuch, 13.10.1492, 92).
„Ich bin überzeugt, daß all diese Leute gute Christen würden, sobald fromme und gläubige Männer ihre Sprache beherrschen werden. Deshalb hoffe ich zu Gott, daß Eure Hoheiten sich baldigst dazu verstehen werden, derartige Männer hierher zu senden, um so große Völker zu bekehren und dem Schoß der Kirche einverleiben zu können, nicht anders wie jene Völker vernichtet worden sind, die sich nicht zur Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist bekennen wollten.“ (Columbus, Bordbuch, 6.11.1492, 120).
„Daher müssen Eure Hoheiten den Entschluß fassen, aus ihnen Christenmenschen zu machen. Wenn einmal der Anfang gemacht ist, so werden binnen kurzer Zeit eine Unmenge von Völkern unserm Glauben gewonnen sein, während gleichzeitig Spanien große Gebietsteile und ansehnliche Reichtümer erwerben wird. Letzteres behaupte ich aus der Erwägung, daß in diesen Ländern ohne jeden Zweifel große Goldmengen vorhanden sein müssen“. (Columbus, Bordbuch, 12.11.1492, 122).
- aus: Christoph Columbus, Bordbuch, Briefe, Berichte, Dokumente, ausgewählt, eingeleitet und erläutert von Ernst Gerhard Jacob. Bremen 1957, 76-122.