Quelle: Las Casas, Brevísima relación de la destruición de las Indias

(el) Der Dominikaner Bartolomé de Las Casas verfasste die Brevísima relación de la destruición de las Indias (Ganz kurzer Bericht über die Zerstörung Westindiens; gemeint ist das heutige Südamerika) als Anklage gegen das System der Conquista und Encomienda. Seine Kritik richtete er an den spanischen König, der politisch für die Unterdrückung der Indios verantwortlich war.

Die erste lateinische Ausgabe der Brevísima relación (Narratio regionum Indicarum per Hispanos qvosdam deuastatarum verissima... Frankfurt 1598) wurde mit 17 Kupferstiche von De Bry versehen, die die Beschreibungen von Las Casas verbildlichen.

„Über die Insel Española“ [heute Haiti und Dominikanische Republik] schreibt Las Casas in seinem Bericht:

Kupferstich von De Bry, in: Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 46

„Die Insel Española war, wie gesagt, die erste, auf der die Christen einfielen, und dort begannen sie mit dem großen Metzeln und Morden unter diesen Leuten, und so wurde sie von ihnen zuerst zerstört und entvölkert, und dort fingen die Christen damit an, den Indios ihre Frauen und Kinder zu entreißen, um sich ihrer zu bedienen und sie zu mißbrauchen“. (Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 70).

„Sie bauten große Galgen, die so beschaffen waren, daß die Füße der Opfer beinahe den Boden berührten und man jeweils dreizehn von ihnen henken konnte, und zu Ehren und zur Anbetung unseres Heilands und der zwölf Apostel legten sie Holz darunter und zündeten es an, um sie bei lebendigem Leibe zu verbrennen.“ (Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 71).

Kupferstich von De Bry, in: Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 47

„Wieder anderen, und zwar allen, die sie am Leben lassen wollten, schnitten sie beide Hände ab, hängten sie ihnen um und sagten: „Tragt diese Briefe aus“, das heißt, „überbringt die Botschaft den Leuten, die in die Berge geflohen sind.“ Gewöhnlich töteten sie die Herren und Adeligen auf diese Weise: Sie machten einen Bratrost aus Stäben, die sie auf Gabelstützen legten, darauf banden sie die Opfer fest, und unter ihnen entzündeten sie ein schwaches Feuer, damit sie ganz allmählich, während ihnen die Qualen verzweifelte Schreie abpreßten, die Seele aushauchten.“ (Las Casas, Werkauswahl Bd. 2, 71).

  • aus: Bartolomé de Las Casas, Werkauswahl, hrsg. von Mariano Delgado, Bd. 2: Historische und ethnographische Schriften. Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, 46f, 70f.