2.2. Frankreich
2.2.1. Nordamerika
Die Suche nach einem alternativen Seeweg nach Ostasien über die Nordwestpassage und die Hoffnung auf Gold- und Silbervorkommen führt die französischen Entdecker schon im 16. Jh. nach Nordamerika (Sankt-Lorenz-Strom, Große Seen: Kanada als Kolonie „Nouvelle-France“). Seit Beginn des 17. Jh.s erschließen sie Kanada gezielt vor allem für den Pelzhandel mit den Indianern (1608 Gründung Quebecs) und bemühen sich um friedliche Handelsbeziehungen zu den Indianern, auf die sie im Pelzhandel angewiesen sind (v.a. Huronen als Zwischenhändler). Die Parteinahme der Europäer und die Instrumentalisierung der inner-indianischen Konflikte im Sinne der europäischen Handelskonkurrenz führt zu einer massiven Verschärfung. In der Folge vernichten Irokesenstämme 1648/49 die mit Frankreich verbündeten Huronen mittels englischer und niederländischer Feuerwaffen; 1701 erfolgt der Friedensschluss zwischen Franzosen und Irokesen, die ihre Unabhängigkeit bewahren.
Eine großräumige Ansiedlung französischer Kolonisten gelingt nicht:
- trotz bevölkerungspolitischer Anstrengungen wie des regelrechten Exports französischer Frauen (Waisen, als „Töchter des Königs“ bezeichnet) und der Förderung von Ehen mit Indianerinnen;
- trotz der Einführung eines feudalen Agrarsystems nach französischem Muster: der Seigneur (Grundherr) ist dem König zu Treue verpflichtet, erhält Land und kann es an abgabenpflichtige Siedler weitervergeben.
Daher erfolgt auch keine Landnahme- und Ausrottungspolitik gegenüber den Indianern, sondern nur ein System von Allianzen mit Handelsstützpunkten und Militärposten. Die Missionsversuche durch Jesuiten, die um Verständnis und Anpassung bemüht sind, bleiben wenig erfolgreich. Ihre Missionsberichte prägen in Europa das Bild vom „edlen Wilden“.
2.2.2. Karibik und Ostasien
Seit 1663 wird unter Colberts merkantilistischer Politik die Kolonisation vom Mutterland aus intensiv gefördert:
- Flottenausbau;
- 1664: Gründung der Ostindischen (Schwerpunkte Madagaskar, Indien) und der Westindischen Compagnie (Kanada, Karibische Inseln, Westafrika), jeweils mit Privilegien der Krone.
- Niederlassungen werden vom Generalgouverneur geleitet;
- Versuch, die Kolonien in das merkantilistische Wirtschaftssystem des Mutterlandes zu integrieren.
In der zweiten Hälfte des 17. Jh. wird auf der Basis afrikanischer Sklavenarbeit die karibische Plantagenwirtschaft (Zuckerrohr) auf Saint-Domingue, Martinique, Gouadeloupe u.a. aufgebaut.
In allen französischen Kolonialgebieten herrscht eine Konkurrenz mit den Engländern; europäische Kriege werden zugleich in Übersee als Handelskriege geführt (1689-97 King William’s War, 1701-13/14 Queen Anne’s War, 1744-48 King George’s War, 1754-63 French and Indian War) und führen letztlich zum Verlust des französischen Kolonialreichs in Amerika.