3.8. Entwicklungstendenzen
Die im Spätmittelalter erworbene relativ große genossenschaftliche Autonomie der Gemeinden (besonders im Südwesten, „Kommunalismus“ nach Blickle) geht im Laufe der Frühneuzeit im Zuge der Staatsbildung weitgehend verloren (z.B. Dequalifikation der Bauern für die Niedergerichtsbarkeit aufgrund Professionalisierung der Justiz; Verstärkung der landesherrlichen Regulierungs-, Verwaltungs- und Kontrolltätigkeit in den lokalen Ämtern). Das Bevölkerungswachstum verschärft die sozialen Unterschiede in der Gemeinde und lässt die unterbäuerlichen Schichten anwachsen, die das Arbeitskräftereservoir für protoindustrielles Gewerbe darstellen. Besitzkonzentration und Pauperisierung führen zur Schwächung der Gemeinde als Solidarverband. Die traditionale bäuerliche Mentalität (Subsistenzorientierung, Mußepräferenz, Risiko- und Innovationsscheu, praktisch-magisch orientierte Frömmigkeit etc.) wird von den Eliten zunehmend kritisiert und durch vielfältige Maßnahmen der „Volksaufklärung“ bekämpft.