Quelle: Ablehnung von Luxus - Carl Friedrich Bahrdt, Handbuch der Moral, 1789
„430) 7. Das allerwichtigste, insonderheit für den Bürgerstand ist Vermeidung des Luxus. Und hier ist der Ort, wo ich euch darüber etwas genauer belehren muß. Luxus heißt ein solcher Aufwand, der keinen der eigentlichen Zwecke des Aufwandes befördert, sondern blos für Eitelkeit und Veränderlichkeit des Geschmacks geschieht. Nehmlich, die eigentlichen Zwecke, warum ich etwas kaufe und anschaffe, sind doch entweder mein wahrer Nutzen, (Unterhalt, Bequemlichkeit, Lebenserleichterung) oder ein reelles Vergnügen, das ich dabei genieße.“
„433) b. So ists mit Wohnung und Kleidung. Ihr Zweck ist, neben dem Vergnügen, Schutz vor den Unfällen der Witterung, des Regens, der Hitze und des Frostes etc. Und wisset ihr, was diesen Zweck erreicht? Nichts als guter Geschmack, Reinlichkeit und Bequemlichkeit. Menge und Pracht trägt auch nicht das geringste dazu bei. Selbst der Zweck des Gefallens gewinnt nichts. Denn eine Person, die an sich schön ist, wird blos und allein dadurch gefallen, wenn ihr Anzug reinlich, nett, und mit Geschmack gemacht ist. Die kostbaren Spitzen, das Gold, die Farben u. d. helfen gar nichts, als daß etwa eine neidische Frau Nachbarin stehen bleibt, und sich darüber ärgert.“
- aus: Carl Friedrich Bahrdt, Handbuch der Moral für den Bürgerstand. Tübingen 1789, zitiert nach: Paul Münch (Hrsg.), Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit. Texte und Dokumente zur Entstehung der „bürgerlichen Tugenden“. München 1984, 275f.