Quelle: Bürgerliche Tugenden - Carl Friedrich Bahrdt, Handbuch der Moral, 1789

„416) I. Das erste ist Pünktlichkeit und Ordnung in euren häuslichen Geschäften.

422) II. Die zweite häusliche Tugend, die ich euch empfehle, ist Sparsamkeit und Wirthschaftlichkeit, welche die glückliche Mittelstraße trift, zwischen Geiz und Verschwendungssucht.

Bürgerliches Metier:
452) Nächst der innerlichen Oekonomie des Bürgers beruht ein großer Theil seines Wolstandes und seiner Glückseligkeit auf seinem Metier oder Berufsfach, welches er zum Besten des Staats übernommen hat.

453) I. Die erste ist Fleiß und Arbeitsamkeit überhaupt. Denn das seid ihr nicht blos euch schuldig, daß ihr eure besten Stunden, eure frischesten Kräfte auf Arbeiten verwendet, durch welche ihr euren Antheil zum gemeinen Besten liefert, (so wie eure übrigen Mitbürger wiederum für euch arbeiten und eure Bedürfnisse besorgen) weil ihr dadurch Nahrung und Unterhalt für euch und eure Kinder und die Mittel gewinnet, die ihr zum frohen Genuß des Lebens vernöthen habet; sondern ihr seids auch eurer Ehre schuldig, weil ihr die erwerbende Volksklasse ausmacht und also gerade die schlechtesten Glieder der Nation sein würdet, wenn ihr nicht die fleissigsten sein wolltet: und endlich seid ihrs auch Gott schuldig, der euch dazu Leben, Gesundheit und Kräfte verlieh, daß ihr nuzbare Menschen werden, und für eure Mitmenschen leben und wirken solltet.“

  • aus: Carl Friedrich Bahrdt, Handbuch der Moral für den Bürgerstand. Tübingen 1789, zitiert nach: Paul Münch (Hrsg.), Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit. Texte und Dokumente zur Entstehung der „bürgerlichen Tugenden“. München 1984, 273-278.