Quelle: Auszug des Ediktes für die Judengemeinde Wiens vom 2.1.1782

„Zwar geht unser höchster Wille keineswegs dahin, der in Wien wohnenden Judenschaft in Beziehung auf die äußerste Duldung eine Erweiterung zu gewähren; sondern es bleibt auch in Zukunft dabei, daß dieselbe keine eigentliche Gemeinde unter einem besonderen Vorsteher ihrer Nation ausmachen, sondern wie bisher jede einzelne Familie sich des Schutzes der Landegesetze nach der ihr von unserer Niederösterreichischen Regierung erteilten Duldung ruhig genießen soll, daß ihr kein öffentlicher Gottesdienst, keine öffentliche Synagoge gestattet werde [und] daß ihr hier eine eigene Buchdruckerei zu ihren Gebet- und andern hebräischen Büchern zu errichten nicht erlaubt sei [...]. Da wir die jüdische Nation hauptsächlich durch besseren Unterricht und Aufklärung ihrer Jugend und durch Hinwendung auf Wissenschaft, Künste und Handwerk dem Staate nützlich und brauchbarer zu machen zum Ziele nahmen, so erlauben und befehlen wir gnädigst, den tolerierten Juden in jenen Orten, wo sie keine eigenen deutschen Schulen haben, ihre Kinder in die christlichen Normal- und Realschulen zu schicken, um in diesen wenigstens das Lesen, schreiben und Rechnen zu erlernen.“

  • aus: Julius Höxter, Quellenbuch zur jüdischen Geschichte und Literatur, Tle 4 und 5. Zürich 1983, Tl. 4, S. 163, zitiert nach: Friedrich Battenberg, Das europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas, Bd. 2: Von 1650 bis 1945. 2. Aufl. Darmstadt 2000, 94.