Bildquelle: Oraculum Gentium
Die allegorische Darstellung versinnbildlicht das Verhältnis der verschiedenen Rechtsbereiche zueinander, wie es sich aus der Sicht der Vernunftrechtslehre darstellte:
Das göttliche Recht, die Figur in der Mitte als Herrscherin der Welt, hat das Naturrecht jedem Menschen ins Herz geschrieben. Sie leitet an zur Interpretation der hergebrachten Rechtsbestände, nämlich des positiven Reichsrechts (links: der römisch-deutsche Kaiser mit dem Corpus der Reichsgesetze), des antiken römischen (Zivil-)Rechts (Kaiser Justinian mit dem Corpus Juris Romani), des Kirchenrechts (rechts: der Papst mit dem Jus canonicum) und der verschiedenen partikularen Gewohnheitsrechte (Consuetudines, versinnbildlicht durch die Kavaliere im Vordergrund).
Die Allegorie in der Mitte verkörpert das göttliche Naturrecht als Orakel der Völker:
„Urim et Thumim seu Ius natura cordibus inscriptum
Per me regitur orbis“
[„Urim und Thumim (alttestamentliches Verfahren des Losens) oder das Recht, das von der Natur in die Herzen eingeschrieben ist. Durch mich wird die Welt regiert.“]
Mitte links der Kaiser des Hl. röm.-dt. Reiches mit dem Buch der Reichsgesetze:
„Sine jure publico universali non intelleges - Corpus recessuum Imperii“
[„Ohne allgemeines öffentliches Recht verstehst du nicht die Gesamtheit der Reichsabschiede.“]
Daneben der römische Kaiser Justinianus mit dem antiken Corpus Iuris:
„Jus privatum collectum ex naturalibus praeceptis aut gentium aut civilibus – Corpus Iuris Romani“
[„Das Privatrecht, das aus natürlichen bürgerlichen und Vorschriften der Völker gesammelt ist – das römische Corpus Iuris“]
Mitte rechts der Papst mit dem Kirchenrecht:
„Si me ducem sequeris, infallibilis es – Jus canonicum“
[„Wenn du mir als Führer folgst, wirst du unfehlbar sein – Kanonisches Recht“]
In der Mitte senkrecht der Schriftzug
„Consuetudo debet esse rationabilis“
[„Das Gewohnheitsrecht muß vernünftig sein“];
die Kavaliere im Vordergrund („Consuetudo, Consuetudo, Consuetudo ...“) verkörpern die nach Ländern verschiedenen Rechtsgewohnheiten.