Quelle: Der Pfarrer von Henggart (Kanton Zürich) über seine Pfarrgenossen, 1783

„Das [d. h. die Kleinbauern] sind Leute, die immer calculieren, immer jedem Erwerb und Gewinn nach denken, mit allerley zugleich handeln, auf dem Hin-und-Her-Weg etwas zu profitieren suchen, um sich zu Bauren empor zu heben. Das sind meine verständigsten, thätigsten Leute. Ihren Gewinst verwenden sie auf Erweiterung ihres Landes; auch gute und dauerhafte Kleider, womit mancher wohl versehen ist; und auf Grundstüke. Diese [...] geben neuen Rathschlägen in der Landwirthschaft [...] leichter Gehör als die Bauren; sind wie sie auch auf jeden Schilling erpicht [...] Sobald sie wirkliche Bauren werden, geben sie den Brenzhandel [Handel mit Branntwein] auf, dessen sich der Bauren Sohn schämen würde. Dieser liegt im Winter, wenn er sein Holz heimgethan hat, auf den Ofen und langweilt. Der Tauner [Kleinbauer] hingegen, ders in der Welt noch weiter bringen will, sizt, wenn er heimkommt, an den Spinnroken und verdint da wieder etwas in die Haushaltung. [...] Bey allen [sozialen Gruppen] aber ist Fleisch und Wein das höchste Ziel nach dem sie streben; die kalkulierenden enthalten sich dessen in ihrem täglichen Leben und üben sich in strengem Fasten, um einst so mehr essen und trinken zu können.“

  • zitiert nach: Ulrich Pfister, Die Zürcher Fabriques. Protoindustrielles Wachstum vom 16. zum 18. Jahrhundert. Zürich 1992, 384f.