2.4. Institutionalisierung der neuen Wissenschaft

Neue Formen der Erkenntnisgewinnung beruhen auf neuen Formen der sozialen Praxis und Kommunikation und bilden neue institutionalisierte Formen aus. Institutionen der neuen experimentellen und empirischen Forschung sind zuerst nicht so sehr die Universitäten als vielmehr private, seit dem 17. Jh. staatlich geförderte Akademien und gelehrte Sozietäten (Vorbilder: Platonische Akademie der Antike; utopisches „Haus Salomons“ von Francis Bacon; Accademia die Lincei in Florenz, Royal Society in London mit Newton als Präsident). Was „Wissenschaft“ ist und was nicht, muss neu definiert werden; dafür müssen sich erst neue Methodenstandards, soziale Institutionen und Kontrollinstanzen herausbilden und ihre allgemein verbindliche Geltung durchsetzen. Das neue wissenschaftliche System bedarf zunächst der politischen und sozialen Unterstützung, um sich als „wahr“ durchzusetzen (Bsp. Galileo und die Medici; vgl. Biagioli, Galileo). In der Folge wird diese Abhängigkeit von sozialen Faktoren geleugnet; die „wissenschaftliche“ Erkenntnis gibt sich selbst als völlig unabhängig von Autoritäten und autonom aus.

Das förmlich explodierende neue Erfahrungswissen muss gesammelt, systematisiert, geprüft und gefiltert werden. Öffentlichkeit, Austausch und kritische Prüfung werden zentrale Maßstäbe wissenschaftlicher Praxis. Geheimes, ständisch-korporativ gehütetes und mündlich weitergegebenes Wissen wird zunehmend diskreditiert (Bsp. Alchemie; Bedeutungswandel von „Magie“).