Bild- und Textquelle: Francis Bacon, Neues Organon, 1620

aus: Francis Bacon, Neues Organon, Teilband 1. Hrsg. u. mit einer Einl. v. Wolfgang Krohn. Hamburg 1990, 15, 17.

Franz von Verulams große Erneuerung der Wissenschaften: Vorrede

„[Bacon beklagt, dass die traditionellen Wissenschaften] seit vielen Jahrhunderten fast unbeweglich an ihrer Stelle kleben und keine Fortschritte machen, die des Menschengeschlechts würdig sind. Das geht soweit, daß sehr oft nicht allein eine Behauptung eine unbewiesene Behauptung, sondern auch eine Frage eine offene Frage bleibt, die durch Disputieren nicht gelöst, sondern gefestigt und genährt wird. Die ganze Überlieferung und Folge der Disziplinen bringt nur Lehrer und Schüler hervor, aber keine Erfinder und keinen, der den vorhandenen Erfindungen etwas Nennenswertes hinzufügen könnte. Das Gegenteil nehmen wir indes bei den mechanischen Künsten wahr: So als wären sie voll wahrer Lebenskraft, vermehren und vervollständigen sie sich täglich.[...]

Die Philosophie dagegen und die Verstandeswissenschaften werden den Götterbildern gleich zwar verehrt und gefeiert, aber nicht vorwärtsgebracht. Ja zuweilen stehen sie sogar bei ihrem ersten Begründer in schönster Blüte, um dann wieder zu welken. Denn wenn erst einmal die Menschen vom Urteil eines anderen abhängig geworden sind und auf die Ansicht eines Mannes - gleich den Senatoren ohne Stimmrecht – schwören, dann mehren sie die Wissenschaft nicht mehr, sondern beschränken sich darauf, gewisse Schriftsteller zu rühmen und sie in sklavischer Weise zu umkreisen. [...]“

Titelkupfer zu Francis Bacon, Neues Organon, 1620
Zu sehen sind die Säulen der Welt, zwischen denen ein Schiff auf den offenen Ozean, d.h. in die „Neue Welt“ aufbricht. Gemeint ist aber auch der Aufbruch zum „unendlichen Universum des Erforschbaren“ – die traditionellen Grenzen der universitären Wissenschaft werden nicht mehr anerkannt.