Quelle: General-Instruction für die Societät der Wissenschaften vom 11. Juli 1700
„[…] Nachdem zu Ausbreitung der Ehre Gottes, auch zu Erhalt- und Fortpflantzung des rechten Glaubens, wahrer Gottesfurcht, guter Sitten, ja des gantzen gemeinen Wollwesens in allerley Ständen höchst nöhtig, dass die Gemühter der Menschen durch gute Wissenschafften und nützliche Studien erleuchtet, zur Erkäntnüss und Bewunderung der Vollkommenheiten und Wercke Gottes aufgemuntert, folglich zu dessen Liebe und Furcht als der Quelle alles Guten angeführet, vom Müssiggang aber und Bösen hingegen abgehalten, gebessert, und endlich bequehm gemacht werden, Gott und dem Vaterlande sowoll, als sich selbsten und denen Ihrigen, wie auch anderen Nebenmenschen bestens zu dienen, so haben Wir unter andern Unsern vielen und wichtigen Regierungssorgen Uns auch landesväterlich angelegen seyn lassen, darauf zu sehen, wie die Studien befordert, gute Wissenschafften, Nachrichtungen, Künste und Erfindungen erhalten, vermehret, unterstützt, woll angewendet, auch nach Gelegenheit in Unsern Landen eingeführet und fortgetrieben, dabeneben die Jugend woll unterwiesen und aufgemuntert, taugliche Ingenia ausgesondert, gelehrte Leute und gute Künstler herfürgesucht, herbeygebracht und durch Gnadenbezeugungen angefrischet werden möchten, das Ihrige in allerley Arth von Gelehrsamkeit, Experienzen, Künsten, Exercitien, Unternehmungen und Verrichtungen zu gemeinem Besten und Landeszierde mit allem Fleiss und Eifer beyzutragen. […]
Aldiweiln Uns nun unterthänigst fürgetragen worden, dass zu solchen Unsern grossen und Gott ohne Zweifel wollgefälligem Absehen unter andern dienlich seyn würde, eine gewisse Societatem Scientiarum aufzurichten, so ihr Haubt-Stabiliment bey Unser Residentz zu Kölln an der Spree hätte, hin und wieder aber durch die in Unsern Landen, auch dem Befinden nach ausserhalb derselben habende Mitglieder, und sonsten durch unterhaltende Verständniss und Briefwechselung mit andern bequehmen Persohnen und gantzen Societaeten allerhand dienliche Untersuchungen, Berichte, Extracte, Excerpta, Schriften, Instrumenten, Entdeckungen, Demonstrationen, Experimenten, Observationen, Proben, Maschinen, Modellen, Exotica und andern Naturalien, Abrisse, Beschreibungen, Vorschläge und Gedanken theils selbst herfür, theils zusammenbringen und überlegen, auch, wo es dienlich, Uns sowoll von selbsten aus schuldigster Devotion, als auch auf gnädigstes Erfordern ihr unterthänigstes Gutachten darüber abstatten und durchgehends auf dasjenige, so zu der Studien und Wissenschafften Aufnahme gerichtet und mit einem Wort auf culturam et augmenta scientiarum ein wachsahmes Aufsehen haben könte, So haben Wir Uns solchen Vorschlag nicht allein gefallen lassen, sondern auch aus eigener Bewegung denselben dahin gnädigst verbessert, dass es zugleich eine teutschgesinnete Societaet seyn solle, welche sich den Ruhm, Wollfahrt und Aufnahme der teutschen Nation, Gelehrsamkeit und Sprache vornehmlich mit angelegen seyn lasse. […]
Das Corpus der Societaet soll nach dem Exempel der Königl. Englischen Societaet aus einem Consilio und andern mehrern Gliedern bestehen, und soll das Consilium sich die Sachen der Societaet absonderlich angelegen seyn lassen und deren abwarten, auch zum öfftern zusammenkommen, umb von allem dem zu handeln, so auf einige Weise zu dem Zweck der Societaet gereichen kan, alda, was dienlich befunden werden wird, beschlossen und protocolliret, die Arbeit angeordnet und ausgetheilet, die Correspondentzen beobachtet, die an die Societaet haltende Briefe verlesen und deren Beantwortung beschlossen werden soll. Das Consilium hat auch künfftig neue Glieder der Societaet zur Annehmung auf gewisse Masse vorzuschlagen und die verschiedene Versamlungen anzukündigen, zu welchen nach Gelegenheit der Objecten und nach deme von Physico-Mathematicis oder dem teutschgesinneten Zweck oder sonst von Studiis, zumahl Historiae Germaniae gehandelt wird, die dazu geneigte und bestimte Persohnen sich nach Gelegenheit alsdann einzufinden haben, da dann bey solchen Conventibus alles ordentlich und etwan nach dem Exempel anderer Societaeten auch hiesigen Umbständen und Absichten verhandelt werden soll. […]“
- aus: Adolf Harnack (Hrsg.): Geschichte der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Band 2: Urkunden und Actenstücke zur Geschichte der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1900, 103-105.