1. Was heißt Frühe Neuzeit?
In der Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit hat sich für die Zeit von ca. 1500 bis ca. 1800 der Epochenbegriff „Frühe Neuzeit“ („Early Modern History“ etc.) eingebürgert und ist (in Form von Lehrstühlen, Buchreihen etc.) institutionalisiert worden. Dahinter steht – wie hinter jeder historischen Periodisierung – eine bestimmte Auffassung der historischen Entwicklung, für die es gute Gründe, aber auch Gegenargumente gibt. Die Frühe Neuzeit als eine Epoche zu betrachten, heißt, bestimmte historische Zäsuren für besonders tiefgreifend zu halten: zum einen um 1500 (Entdeckung Amerikas, Buchdruck, Renaissance, Humanismus, Reformation etc.), zum anderen um 1800 (Atlantische Revolution, Französische Revolution, Beginn der Industriellen Revolution etc.). Die Epoche zwischen diesen Wendemarken wird damit der Epoche davor – dem Mittelalter – und danach – der Moderne im engeren Sinne – als eine spezifisch andere gegenübergestellt. Gründe für eine solche Einteilung ergeben sich zum einen aus dem unmittelbaren Zäsurbewusstsein der Zeitgenossen selbst und zum anderen aus der Perspektive der Historiker.