1.0. Einleitung
Die Reformation und die sich daran anschließenden Spaltung der abendländischen Christenheit kann als Zäsur zwischen Mittelalter und Neuzeit verstanden werden. Es ist für uns heute nicht leicht, einen Zugang in die Welt eines Augustinerklosters zu Beginn des 16. Jh.s zu finden, wo der Mönch und Professor Martin Luther um den Weg zu seinem Seelenheil rang und durch seine Thesen gegen den Ablass, die er am 31. Oktober 1517 an die Kirche angeschlagen haben soll und durch die damit verbundene Kritik an der römischen Kirche eine Veränderung der Welt herbeiführte.
Kritik an der römischen Kirche war an sich nichts Neues, doch keine war so wirkungsmächtig geworden wie diese. Wie konnte es dazu kommen und welche Entwicklungen schlossen sich an die lutherische Reformation an? In diesem Kapitel werden zunächst die religiösen, kirchlichen und kulturellen Voraussetzungen der lutherischen Reformation und die Inhalte der reformatorischen Lehre – von Luther, Calvin, Zwingli und den Täufern – dargestellt.
Aus den neuen theologischen Erkenntnissen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre jene reformatorische Dynamik, die das private und öffentliche Leben bis in die Tiefe umgestalten und das Heilige Römische Reich für mehr als eine Generation nicht zur Ruhe kommen lassen sollte. Im vierten Teil dieses Kapitels steht die Reformation in den städtischen und ländlichen Gemeinden im Vordergrund, während die Entwicklungen in den Territorien, im Zusammenspiel mit der frühmodernen Staatsbildung, und die eigentliche Ausbildung der Konfessionen im Kapitel „Konfessionelles Zeitalter“ thematisiert wird.