Francois Callières: De la manière de negocier avec les souverains, Amsterdem 1716

Francois Callières: De la manière de negocier avec les souverains, Amsterdem 1716, S. 8ff., meine Übersetzung

Dieses Werk des französischen Diplomaten Francois Callières (1645-1717) ist eines der am weitesten verbreiteten Lehrbücher für Diplomaten des 18. Jahrhunderts. Im vorliegenden Abschnitt erklärt er, warum geschickte Diplomatie unverzichtbar ist - und rechtfertigt damit natürlich sein eigenes Tun. Für Callières sind die Interessen der europäischen Höfe eng miteinander verschränkt und die Beziehungen zwischen ihnen außerordentlich instabil. Außerdem ist keiner der Höfe so mächtig, dass er ohne fremde Hilfe gegen die ständige Konkurrenz der anderen bestehen könnte. Deshalb müssen die anderen Höfe ständig beobachtet werden und es muss ständig an den Beziehungen mit ihnen gearbeitet werden. Dazu ist die ständige Präsenz eines mit den lokalen Gegebenheiten vertrauten Repräsentanten vor Ort erforderlich.

"Um richtig zu verstehen, wie wichtig diplomatische Verhandlungen sind, muss man berücksichtigen, dass alle europäischen Staaten notwendige Verbindungen und gemeinsame Geschäfte haben, die so bedeutend sind, dass man sie als Glieder einer Republik betrachten kann und die dazu führen, dass jede nennenswerte Veränderung in einem der Glieder notwendigerweise die Ruhe aller anderen Staaten stören muss. […]

Diese notwendigen Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen den verschiedenen Staatenmachen es notwendig, dass die Souveräne und jene, die regieren, überall ohne Unterlass über Unterhändler verfügen um aufzudecken, was sich dort zuträgt und darüber genau und sorgfältig unterrichtet zu sein. […]

Denn es gibt keinen Staat, der so mächtig wäre, dass er nicht Verbündeter bedürfte um den anderen Mächten zu widerstehen, die ihm feindlich gesonnen sind oder seine Besitztümer neiden, wenn sie sich gegen ihn verbünden."